Bündner Nachrichten, 17 agosto 1887 — Ausland [ARTICLE]

Ausland

Deutschland . In Berlin wird von der Gründung einer Bank gebrochen , welche den Handel mit Spirituosen monopolisirm soll und vom „ Börsenlourier als der Vorläufer des regierungsfeitigen Monopolprujeltes betrachtet wird . Frankreich . Der in Fontainebleau verstorbene Jules Pasdeloup war der Gründer jenes glänzenden Konzertinftitutes , welches lange Jahre hindurch fast allein die llafsische Musil in der französifchen Hauptstadt pflegte . Seine edle Thätigkeit hat einen un » berechenbaren Einfluß auf die Popularisirung guter Musil in Frankreich ausgeübt . Pasdeloup ift 51 Jahre alt geworden . ZtaNen . Durch den Streik der Gondelführer in

Venedig wurde der Verkehr im Innern der Stadt , welche fchon von dm griechifche » Schriftstellern er

aus s Aeußerste erschwert . Zahlreiche Fremde haben bereits die Stadt verlassen . Ein Erlaß des Bürgermeisters , welcher den streikenden Gondelführern mit Konzessionsmtziehung drohte , hatte keinen Erfolg . Auch die Wäscherinnen und das Wärteipersonal in dm Krankenhäusern haben sich der Streikbewegung angeschlossen . Die Bäcker streiken schon seit Ansang August . Afrika . Von Henri ) Stanley ist ein direkter Bericht über seinen Vormarsch am Aruwimifluß an den Generalgouverneur Ianssens in Banana gelangt . Da derselbe vom 24 . Juni datirt ist , so ist fortan jeder Zweifel an dem bisherigen glücklichen Verlauf des Befreiungszuges ausgeschlossen . Nach seiner am 2 . Juni erfolgten Ankunft in Barumbu am Zufammmflusse des Kongostromes und des Aruwimiflusses errichtete Stanley ein großes Lager , welches ihm als Operationsbasis für feinen weiteren Zug dienen follte . Namentlich häufte er dafelbft Lebensmittel an , um für den Fall der Noth in der nun

mehr zu durchziehenden unbekannten Gegend einen Vorrath an Proviant zu besitzen . Am 6 . Juni trat die Expedition die Stromfahrt an und kam nach zwölftägiger , ziemlich befchwerlicher Fahrt nach Jambugll an die Stromschnellen des Aruwimi . Nach Stanley s Schilderungen fcheint der Aruwimi ein mächtiger Strom zu fein . Er ift durchfchnittlich 500 Meter , stellenweife fogar 2 Kilometer breit . Sollte der Strom im Oberlaufe mittelst Dampfer nicht mehr fchiffbar fein , fo will Stanley seine Dampfschiffe zurücksenden und auf größeren Booten die weite Fahrt bewerkstelligen . Erst dann , wmn eine Schiffsahrt überhaupt nicht mehr möglich ist , will Stanley , welcher nach seinem Berichte über genügenden Mundvorrath und Munition verfügt , die Weiterreife zu Land antreten . Stanley erklärt mit voller Bestimmtheit , daß er fein Ziel , Wadelai , in dm eisten Augusttagen erreichen werde . Es ist sonach die Möglichkeit vorhanden , daß die Expedition Stanleys in diesem Augenblick zu Emin Pascha gestoßen ist .

Amerika . Die Gesellschaft für Erstellung des Pllnamalanals hat im letzten Berichtsjahr für Bauzwecke 78 Millionen Fr . verausgabt . Bekanntlich begegnen die Durchbruchsarbeiten großen Schwierigkeiten , hauptfächlich wegen dem mörderischen Klima . Immerhin erklärte Lesseps an der letzten AktionärVersammlung , er werde das übernommene Mandat programmmäßig ausführen und zwar mehr oder weniger fchnell , mehr oder weniger vollständig bis zum Jahre 1889 mit den vom Kongreß fixirten 1200 Millionen Fr ., 11 , 3 , 18 8 » , U 8 äßlaillaiiLS st 8 UN 8 « oinz » rc > mi 8 — zu deutfch in diesem Falle — ohne Wanten und ohne Weichen .

wähnt wird , ist der Hauptsache nach noch unbekannt . Während man sie früher für eine Art Mondatmosphäre und dann für eine bloße optische Erscheinung hielt , weiß man jetzt , daß sie einen wirklichen , materiellen Theil der Sonne oder der Sonnmatmosphäre repräsentirt oder von Körpern gebildet wird , welche die Sonne umkreisen . Die prächtige Erscheinung der Totalität dauert aber nur ganz kurze Zeit , durchschnittlich nur zwei Minuten . Die Corona zeigt in dieser kurzen Zeit keine merklichen Veränderungen , wohl aber erleiden solche die Protuberanzen ; sie pflegen an der rechten Seite zu- und an der linken abzunehmen . So wie der erste Sonnenstrahl wieder hervorbricht , sind Corona , Protuberanzen und die schwarze Mondkugel mit einem Schlage verschwunden und schon zeigt sich rechts obm die schmale blendende Sonnensichel , die an Breite allmälig wächst , bis fast eine Stunde fpäter das Ende der ganzen Finsterniß eintritt .

Während der Dauer der Totalität werden die helleren Sterne sichtbar ; empfindliche Pflanzen fchließen wie Nachts ihre Bluthen und dle Thiere werden ängstlich und unruhig . Interessant ist das Dahineilen des Mondfchattens über die Erde , welches man von einem hochgelegenen Standpunkt aus beobachten kann .

Die totale Sonnenfinsternis vom 19 . August . Die sommerliche Stille dieses Jahres wird für einen großen Theil von Mitteleuropa durch ein Ereigniß unterbrochen , wie es in unfein Regionen seit 36 Jahren nicht gesehen wurde , durch eine totale Sonnmftnfterniß . In der Schweiz ist der Anfang der ganzen Finsterniß nicht sichtbar , weil die Sonne zu der Z eit , da der Mond vor sie zu treten beginnt , hier noch nicht aufgegangen ist . Sieht man alfo früh um 4 »/ 4 Uhr die Sonne im Nordosten aufgehen , fo bemerlt man , daß die dunkle und unsichtbare Mondfcheibe von rechts und von obm her bereits etwas in die Sonnenscheibe eingedrungen ist . Ie höher nun die Sonne steigt , desto fchmaler wird der noch erleuchtete Theil derselben und nimmt zuletzt die Gestalt einer Sichel an . Wird diese blmbmdhelle Sichel ganz dünn und kürzen sich zugleich ihre Enden , fo weiß man , daß der Beginn der Totalität unmittelbar bevorsteht . Plötzlich löst sich die fadendünne Sichel durch die gebirgigen Hervorragungen am Rande des Mondes in einzelne Lichtpunkte , in eine Perlenschnur auf ; fofort verfchwindm aber auch diefe und die Totalität ist eingetreten , nachdem bereits eine Minute vorher die Verfinsterung begonnen hatte . Der Anblick , welcher sich nun dem Beschauer darbietet , ist überraschend .

Wie eine dunkle schwarze Kugel , mitten rn der Luft fchwebend , erscheint plötzlich der bisher ganz unsichtbare Mond , umgeben von einem Heiligenschein . Dicht am Rande des Mondes sieht man oft einzelne wie Rubinen leuchtende rothe Punkte ; es stnd die Protuberanzen , Flammmgarbm und Flammenberge der Sonne , die über den Mondrand hervorragen ; sie sind bei vielen Sonnenfinsternissen mit bloßem Auge sichtbar . Weiterhin strahlt nach allen Seiten als Heller Schein die Corona aus . Ihr « Farbe ift meist blendend weiß . Das Wefen der Corona ,