Bündner Nachrichten, 29 luglio 1887 IIIF issue linkGraubünden [ARTICLE]

Graubünden

Avers . ( Korr . ) Den vielen Lustkurorten , welche namentlich den Brust- und Lungenkranken von Nah und Fern wieder Gesundheit und Leben bringen , will stch noch ein neuer anreihen , nämlich das herrliche Alpenthalchen Avers , 6500 Meter über Meer . Dasselbe , bisher meist unbekannt , übertrifft an Natuischünheiten wohl alle andern Bergthiiler Graubündens , man darf wohl sagen der ganzen Schweiz . Auf allen Seiten und namentlich im Norden von hohen Bergen eingeschlossen , welche den Zutritt der rauhen scharfen Winde hindern , besitzt Avers seiner Höhe nach ein fehr mildes Klima . Obwohl höher

los die Erscheinung anstarrte , wandten sich die Dämonen nach ihm und das Ungeheuer mit den gluhcuden Augcu kam naher uud naher : er versuchte zu entfliehen und konnte nicht , wilder Lärm und Glockcngelaute nahmen immer zu und dic Maschine wollte ihn cbcn zermalmen , als er auffuhr und eiue der Wartfrauen mit seinen Sonntagstleidcrn „ cbcn sich sah und die Glocke des Schlafsciales dic kleinen Schläfer wecken hörte . „ Mein Gott , sind Sie s ? rief Harry und starrte dic Frau mit großen Augen an . „ Natürlich , und was ist dcnn an mir so Fürchterliches , daß Du mich so anstarrst ? Du hast wohl geträumt ? „ Ja , vou Scirgcu und einer bösen Frau und uon Big Sir ; ich dachte , ich sei in New-Iork .

„ Versteht sich , der Gedanke hinzukommen , hat Dir dcn Kopf verdreht , sagte die Wärterin , indem sie die Kleider auf s Bett legte , „ Du bist auch nicht besser als die andern ; keiner kann erwarten , bis er fortkommt . Da , z ieh Dich an und beeile Dich , es ist sechs Uhr und das Dampfboot geht um zehu Uhr . Bist Du fort , so bin ich einer Mühe los , bis ein

anderer Plagegeist kommt . Einer geht , Eincr kommt , das ist einmal hier die Regel . „ Habe ich Ihnen viel Mühe gemacht , Mrs . Whcelllu ? fragte Harry betrübt , „ es lag nicht iu meiner Absicht . „ Seid Ihr nicht Alle meines Lebens Plage ? entgegnete dic Frau und überblickte dic 20 kleinen Veilchen , „ zerreißt Ihr uicht immer Euere Jacken uud bohrt . Schuh und Strümpfe durch , macht Euere Kleider voll Flecken , schneidet Euch in die Finger und fallt Löcher iu die Köpfe ? Uud ist s etwa nicht wahr , daß Ihr Alles aufklaubt , Steine und rostige Nagel , Muscheln und Glasstückcheu , Orangeschalen uud Gott weiß was Alles in die Taschen steckt ? Habe ich nicht erst in Baddle s Taschen zwei faule Aepfel , einen iodtcu Fisch uud eine lebendige Maus gefunden , von zwci Angeln , dic ihn verletzten konnten , und einem Stück Brod , das er vom Abendessen mitnahm , um es im Bette zu verspeisen , gar nicht zu rcdcn . Willst Dus etwa leugnen , du böser Bube ? wandte sie sich au deu armen Süuder , der , noch schlaftrunken , sich vergebens bemühte , seine Neinkleider anzuziehen , eine Aufgabe , die schwierig genug war , sintemalen er sie

verkehrt hielt , „ Ih r seid Alle Schlingel , und ich bin froh , wenn ich Euch los werde . Harry schaute erstaunt auf Mrs . Wheelan , als sie ihre Anklagen vorbrachte , denn er liebte die Frau , die ihn stets mütterlich behandelt hatte und es that ihm weh , als sie sagte , sie sei froh , ihn los zu werden . „ Dann bin ich auch froh , daß ich gehe , erwiderte er mit Thräncn iu den Augen , „ und hoffe nur , daß Sie deu Jungen , der mein Bettchcn bekommt , lieber haben , als mich . „ Erst recht nicht , rief Mrs . Wheclan , setzte sich aufs Bett und preßte Harry an s H erz , „ ich wcrde ihn uicht leide ,, tonnen , denn wenn Du gehst , Verliere ich den besten von Allen und ich bin ja nur ärgerlich , weil Du fortkommst . Du weißt recht gut , daß ich außer meinem todten Kinde Niemand so lieb habe , wie Dich , und die gute Frau küßte Harry und große Thränen perlten über ihre rothen Wangen . „ Komm , Z ieh jetzt Deine Sontagskleider an und vergiß nicht in mein Zimmer zu kommen und mir Adieu zu sagen .

Die Wärterin verließ , mit der Schürze die Augen trocknend , den Schlafsaal ; Harry weinte still vor sich hin .

gelegen als das benachbarte Engadin , hat es doch in der Regel immer 4 bis 5 Grad weniger Kälte als dieses . Leider führt noch keine fahrbare Straße in dieses herrliche Thälchen , nur Fußpfade verbinden es mit den anliegenden Gegenden . Wenn aber bisher meist nur Bergsteiger und leichtfüßige Touristen sich hineingewagt , wenn Avers nicht mehr von Fremden besucht worden , trägt hieran außer diesem Mangel an einer fahrbaren Straße wohl auch der Mangel eines Gasthauses Schuld . In ganz Avers war bisher kein Gasthaus . Die jeweiligen Herren Pfarrer mußten sich entschließen , im Sommer die Touristen im Pfarrhause zu beherbergen , und da in , den letzten Jahren meist kein Pfarrer hier war , miethete Herr Präsident Lehrer Heinz das Pfarrhaus und richtete es für die Fremden ein . Eine Zeitlang mochte das genügen ; feit aber mehr und mehr außer Durchreisenden auch Sommeraufenthalter ankommen , ist das Bedürfniß nach einem ordentlichen Gafthause immer fühlbarer geworden . Herr Heinz hat es nun gewagt , durch Herstellung eines Gasthauses neben dem Pfrundhaufe diesem Bedürfnisse abzuhelfen und den langgehegten Wunfch der Fremden zu erfüllen .

Die neu eingerichtete Pension , „ Gasthaus zur „ Forcellina , enthält einige schöne , geschmackvoll eingerichtete Zimmer mit guten Betten und der vortreffliche Veltliner des Herrn Heinz wird gewiß jedem Wanderer schmecken . Wir empfehlen die Pension Heinz jedem Wanderer , der die Reise in das herrliche Bergthalchen Avers unternimmt und zweifeln nicht , daß feine Mühe durch den herrlichen Naturgenuß witklich belohnt und der Aufenthalt hier in jeder Beziehung ein angenehmer fein wird . Pontrefina . §§ Schon wiederholt hat der indifche Prinz Gaikwar hier Besuche gemacht und Exkursionen nach den Gletschern ausgeführt ; er gestattet diefes Vergnügen auch einem großen Theil feines Gefolges . Kürzli ch ging fogar feine schöne Prinzessin ein wenig auss Eis und soll darüber ganz entzückt gewesen sein .

Man mteressirt sich natürlich auch hier um die braunen Indier , aber nicht in dem Maße , wie dies anderswo geschehen ift . Gründe zu so zudringlichem Begaffen sind leine vorhanden ; die Gäste aus dem fernen Osten sind ja ebenso gebildet , wie manche europäische Größe , die mehr Eigenheiten an den Tag legt als diese . Ihre Ausflüge machen die Indier in Ein- und Zweispännern , sind dabei lustig und vergnügt , halten auf der Reife fo ängstlich auf die Trennung der Geschlechter , wie in einer Klosterschule , was bei den Europäern immer mehr aus der Mode fällt . Der Verkehr zwifchen den prinzlichen Majestäten und dem Gefolge ist viel familiärer , als es feiner Zeit beim Schah von Persien der Fall war ; derfelbe wollte bekanntlich einmal eines kleinen Verfehens wegen mit einem Bedienten kurzweg „ Kragab machen .

Letzten Sonntag war der Piz Lcmguard stark besucht . Nach der Zählung eines betagten deutschen Gastes waren schon beim Sonnenaufgang 75 Personen auf der Spitze und viele Nachzügler noch unterwegs . Bei diesem Anlaß wurde auch Edelweiß gesammelt . Schreiner Hüni aus Zürich war dabei etwas zu unvorsichtig , wagte sich auf eine steile Halde und rutfchte mit dem vorhandenen Geröll ein Stück hinunter , wobei er sich nicht unerheblich beschädigte ; er wird wohl einige Tage liegen müssen .

Der unternehmungslustige Eigenthümer des Hotel Pontresina , Hr . Stoppani , hat vor feinem Hotel eine automatische Waage aufgestellt und macht damit gute Geschäfte . Ein Kurgast , der sich täglich wägen läßt , sagte uns heute , daß alles Schröpfen des Wirthes ihm nichts fchade ; fo viel ihm derselbe an Geld abschröpfe , nehme er an Gesundheit und Körpergewicht zu . Diesen Tausch würde noch Mancher gern machen . Hätte der Kanonenkönig Krupp das gewußt , wäre er sicher nach Pontresina gekommen und hätte seine Millionen an Gesundheit eingetauscht . Heinz enb erg . ( Korr . ) Weit oben am Fuße des Beverin und an den Quellen der berüchtigten Nolla , in der Gegend , wo die gefürchteten Wildhüter von ihren Touren auszuruhen pflegen , wird es am nächsten und dem darauf folgenden Sonntag hoch hergehen . Während die feinern Städter und andere gut „ berappte Schützen und Nichtfchützen bis nach Genf pilgern , um die Stierrennen zu begaffen und all den Rummel eines großen , zehntägigen Festes anzusehen , beabsichtigt die Jugend des Heinzenberges , auf Ober - Tfchappina die „ Kilbe in gewohnter gemüthlicher Weife bei Spiel und Tanz zu feiern . Freunde volksthümlicher , gemüthlicher Volksfeste finden hier bei guter Restauration und einem gefunden Tropfen einen genußreichen Tag .

Im nahen Zalün feiert gleichen Tages der Mannerchor Saften ein Nlpfest , bei welchem es sicherlich nicht weniger gemüthlich zugehen wird , denn der Mannerchor pflegt bei solchen Anlassen viel Humor und andere ansprechende Begleitung mitzunehmen . Also auf nach dem fchonen Bergthal Saften und den Höhen des Heinzenbergs am nächsten Sonntag ! Seewis i . P . Es ist zu begrüßen , daß zahlreiche Kurgaste in den Zeitungen ihrer Heimat Berichte über die Kurorte Graubündens und die betreffenden Resultate veröffentlichen . Auch über Seewis finden wir heute in der „ N . Z . Ztg . eine sehr schmeichelhafte Beschreibung . Der betreffende Kurgast ist dankbar für die wohlthuende Sommerfrische , die er dort fand , befonders auch für die hellen , klaren , frischen Ströme gesunden Quellwassers , welches an dortigen Brunnen ebenfalls als Kurmittel angewendet weiden kann . Beide Gasthöfe , bemerkt er , befriedigen vollauf die Bedürfnisse der Kurgäste . Im Kurhaus fpeziell , dem großartig angelegten , zweckmäßig und hygieinifch wohl eingerichteten Etablissement , ist man in jeder Beziehung vortrefflich verfolgt und aufgehoben .

Davos . 5 Hur ist die Baulu ft noch nicht erloschen . Kürzlich ist von einem Fremden ein fchönes Effekt in der obern Lage von Davos-Platz für nahe an 40 , 000 Fr . erworben worden . Das vorhandene Gebäude foll bedeutend erweitert , noch ein neues dazu gebaut und beide für Kuranten eingerichtet weiden .

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