Bündner Nachrichten, 7 June 1887 
— Tie Lage des Kleingewerbes [ARTICLE]
Tie Lage des Kleingewerbes
Das Handwerk hat seinen schweren Kampf ums Dasein zu kämpfen , aber dieser Kampf ift kein hoffnungsloser , wenn der Handwerker in persönlicher Tüchtigkeit und Sparsamkeit den Kampf ausnimmt , wenn die individuelle Ausbildung stch erhöht , wenn namentlich das Gesellen- und Lehrlingswesen von seinen Schaden nach Möglichkeit geheilt wird . Aber das darf man sich nicht verhehlen , daß im Handwerk selbst die Gewerbefreiheit vielfach nicht als Ansporn zur höchsten persönlichen Leistung , sondern gerade umgekehrt als „ Freibrief zur Pfuscherei betrachtet worden ist . Hier muß das Handwerk selbst den Hebel ansetzen , denn mit Zwangszünften und dergleichen Hülfsmitteln kann man die Gegenwart nicht in das Mittelalter zurückschrauben , noch die gewaltigen Errungenschaften des Maschinenwesens aus der Welt schaffen . Man kann es nicht wollen und man könnte es nicht , selbst wenn man wollte . Veranlaßt durch die badische Kammer wurden durch eigens dazu eingesetzte Kommissionen eingehende Erhebungen über die Lage des Kleingewerbes in den beiden Amtsbezirken Mannheim und Adelsheim gemacht . Mannheim veranschaulicht den rein städtischen , Adelsheim den ländlichen , meiftentheils mit der Landwirthschaft verbundenen Gewerbebetrieb . Da auch bei uns ähnliche Verhältnisse bestehen , wird es nicht ohne Interesse fein , zu erfahren , was diese beiden Berichte über fragliches Kapitel fagen .
Der Bericht von Mannheim , der im übrigen die zu weit gehenden Forderungen des Zünftlerthums zurückweist , steht immerhin auf dem Boden , daß er u . A . die Einführung von Gewerbekammern , von obligatorischen Arbeitsbüchern und die höhere Besteuerung des Hausirhllndels befürwortet . Nber felbst der die rein ländlichen Verhältnisse in sich schließende Bericht von Adelsheim , von dem man den engeren handwerkerlichen Gesichtskreis vermuthen durfte , gelangt zu dem Schlüsse , daß die staatliche Hülfe dem Handwerkerstand wohl da und dort in der Hauptfach « auf dem Gebiete des gewerblichen Bildungswefens und im Wege fortgefetzter Belehrung zu Theil werden kann , daß aber in erster Reihe die eigene unverdrossene Thätigkeit des Handwerkers selbst nöthig ist , um eine Abstellung der unleugbaren Mißstände und eine Besserung seiner Lage herbeizuführen . Der Gewerbetreibende wird von der bisherigen Art seines Gewerbebetriebes vielfach ganz abgehen müssen
« achdru « « erbten ^«^ 0 « . 10 Kathleen . Roman aus dem amerikanischen Leben von FranceZ tz . Burneit .
Karl hörte ihn kaum , cr dachte an „ das Wesen , das die Welt aus Kathleen Mavourneen gemacht hat . Sobald Grifsith ihn verlassen , ging er in sein Schlafz immer und beobachtete , wic das Zwielicht über dem Meer dunkler und dunkler wurde , das Blau in dunkles Graublau überging , wie aus dem Graublau schimmernde Sternaugen blinkten und wic der große silberne Mond am Himmelsdom aufstieg . Dann und wann blickte er sich nach der Klitill um , deren schneeige Schultern und bezauberndes Gesicht im Mondlicht erglänzten . Er begriff kanm die schmerzliche Empfindung , die ihn beherrschte , er ärgerte sich fast darüber , aber ein banges Gefühl wollte nicht von ihm weichen . Endlich war die Zeit des Harrens vorüber und Karl saß in dem kleinen , überfüllten Theater . Lieb-Hllber-Concertc und Aufführungen waren der hübschen
und er wird aller Energie , fortgesetzter Arbeit unb Weiterbildung bedürfen , um den Anforderungen , die die jetzige Zeit an ihn stellt , zu genügen . Die glänzende Stellung , die das Handwerk vordem einnahm , wird es wohl niemals mehr erreichen . Nber der technifch gut ausgebildete , fleißige , folide und rechnende Meister wird in demselben sicher auch künftighin feinen auskömmlichen Verdienst finden .
* Inland . Schweizer in Frankreich . Im Jahre 1885 wurden in Frankreich im Ganzen 1200 Schweizer von den Schwur- und Zuchtpolizeigerichten rechtsgültig verurtheilt . Die Zahl der in Frankreich ansässigen Schweizer beträgt ca . 66 , 000 ; bie Zahl der Verurtheilungen ist fomit sehr groß , sie beträgt 2 o / o . Man schreibt diese betrübende Erscheinung dem Umstände zu , daß die vielen deutschen Schweizer , die nach Frankreich kommen , wegen ihrer Aussprache sür Deutsche gehalten werden , daher nur schwer Anstellung finden und so dem Elend und den Strafgerichten verfallen . Es sollte darum Niemand nach Frankreich gehen , der nicht von Vornherein ein gesichertes Brot dort findet . Ohmgeld . Aus Bundestreisen verlautet , daß von Aufhebung des Ohmgeldes vor vollständigem Inkrafttreten des Nlkoholgesetzes keine Nede sein werde . Nordostbahn . Die bundeSrüthliche Delegation zu den Unterhandlungen mit dcr Nordostbahn ( Welti , Hammer , Ruchonnet ) beantragt beim Bundesrath , der Nordostbahn unter einstweiliger Offenlassung der Konversionsfrage die Ausbezahlung jeglicher Dividenden an Prioritcits- und Stammaktionäre bis auf Weiteres zu untersagen , sich vorbehaltend , in nächster Zeit über die Moratoriumsfrage zu entfcheiden .
Was die Konversionsfrage betrifft , so besteht sie in der Absicht der Nordostbahn , ihre Schulden in ein zu 4 ^/ 4 ° / o statt zu 4 ^/ 2 o /^ verzinsliches Anleihen umzuwandeln . Die Einleitungen erfolgten hinter dem Rücken des Bundesrathes , der bekanntlich den Rücklauf der Bahn anstrebt , und ist das Ganze überhaupt ein Manöver , um den Rücklauf zu vereiteln . Der Bundesrath ift felbstverständlich davon nichts weniger als erbaut . Polytechnikum . Die 20 , 000 Fr ., welche der Bundesrath für das Polytechnikum mehr verlangt , sind für die Gewinnung französischer Lehrkräfte be
Alicc Farnhllin Steckenpferd und sic stand an der Spitze des Komites , das die Unterhaltung zum Besten der Familie eines Invaliden gab , Tie kam sofort auf Karl zu und wahrend sie sich über seinen Stuhl beugte , berührte sie seine Schulter mit dem Fächer . „ Es freut mich so , daß Sie hier sind , rief sie in ihrer anmuthigen , lebhaften Weise . „ Ich wünsche , daß Sie die Bilder sehen ; Miß Davenant hat sic fast alle gestellt ; lesen Sie das Programm . Karl betrachtete das parfümirte , goldbedrucktc , rosenfarbene Papier . Als er aber ans Ende des Programms kam , zuckte er zusammen : „ Kathleen Mavourneen , vorgetragen im Kostüm — von Miß Davenant . Alice war sein Erschrecken entgangen , denn in demselben Augenblick war ein Herr an sie herangetreten , um sie hinter die Coulissen zu führen . „ Der Vorhang wird gleich aufgehen , rief sie Karl zu , „ Sie müssen mir nachher sagen , was Sie von „ Louise de la Balliere halten ?
Fünf Minuten später wurde dcr Vorhang aufgezogen . Dic Bühne stellte das Innere einer kleinen gothischen Kapelle dar ; Heiligenbilder standen in Nischen und Engel breiteten auf gemalten Glasfenstern
stimmt , in erster Linie für allgemeine Gefchichte , f owie Nationalökonomie und Finanzwirthfchaft , in zweiter Linie für Mechanik und theoretifche Maschinenlehre . Feuerwehrwesen . Die tzülfskasse des schweiz . Feuerwehrvereins hat letztes Jahr an Entschädigungen in 98 Fällen zusammen 11 , 584 Fr . ausgerichtet . Die Kasse hat gegenwärtig ein Vermögen von fast 90 , 000 Fr . und wird mit Ausnahme von 10 von allen Kantonsregierungen durch jährliche Beiträge unterstützt . Landwirthschaft . Die Gefellfchaft schweiz . Landwirlhe will auf die Veranstaltung von Mastviehausstellungen ( Rind- und Borstenvieh ) hinwirken und zwar mit Zürich als Ausstellungsort .
Znrich . Das Preisgericht der internationalen Hundeausstellung erklärte sich von der Qualität der ausgestellten 625 Thiere sehr befriedigt . Niemals waren so vollkommene Bernhardiner ausgestellt . Die Ausstellung zählte deren 140 , darunter ein Exemplar der Frau King-Patten in Birmingham , welchen der Katalog als bereits fünfmal mit ersten Preisen und mit einem Verkaufspreis oon 1 , 250 , 000 Fr . aufführt . Die Kollektion fchweiz . Laufhunde war ebenfalls ungewöhnlich reichhaltig ; an Schoßhündchen waren 30 zu sehen . Den ersten Preis mit 500 Fr . für den besten Bernhardiner erhielt Dr . Künzli in St . Gallen . Der 1 V- < Millionen werthige „ Prinz Battenberg der Frau King-Patten wäre somit ausgestochen . Zweite Preise erhielten u . N .: Hr . v . Planta in Chur für drei Pointer und Hr . Zellweger in Sils für einen Berner Laufhund . Art . Die neugegrüudete kantonale Erziehungsanstalt in Altdorf ist nun eröffnet . In den letzten 2 Jahren wurden für sie Gaben im Gefammtbetrag von 101 , 995 Fr . aufgebracht . Die Anstalt steht am südlichen Ausgang Altdorfs , ist bereits bewohnt von 14 armen Kindern und gereicht dem Ländchen zur Zierde . Appenzell Z . Kl ) . Der Große Rath hat Hrn . Rusch als Ständerath bestätigt . In einem neuen Gesetze betr . Liegenschaftswesen soll auch die Frage der Wasserrechte geregelt werden . Ferner wurde die Revision des Erbgesetzes beschlossen .
ZHurga « . Die Lehrerschaft diefes Kantons hat eine Alters- und Hülfskasse gegründet . Felstn . Professor Sbarbaro wird als ein ver
ihre Flügel aus . ^ n einer Ecke erhob sich mattem , - sanftem Licht ein weißes Marmortreuz und vor demselben kniete eilte Franengestalt . Das war ja die Kapelle der Karmelitcrinnen uud die knieende Gestalt Louise de La Balliere *) . Die lange Schleppe ihres schwarzen Sammetkleides ruhte auf dem mit Fließen bedeckten Fußboden , in ihren schönen , nach oben gerichteten Augen spiegelte sich Leidenschaft und Verzweiflung , ihre Hände umklammerten einen Rosenkranz und neben ihr lag ein kostbar gebundenes Meßbuch , auf dessen Deckel stch ein Miuiaturbild ihres verlorenen Geliebten und Königs befand . Karl » erinnerte stch noch nach Jahren des schneeweißen Gesichts und der tiefblauen Angen und schauderte , wenn er an den verzweifelten Ausdruck derselben und den dumpfen Ton der zur Messe lautenden Klosterglocke dachte . Als der Vorhang endlich siel , brachen die Zuschauer in einen Beifallssturm aus . Jedermann kannte das vollendet schone Gesicht und das dunkelbraune , aufgelöste Haar . Indessen schien man allgemein auf die letzte Num
y Die Geliebte Ludwig XIV ., der sie , als er ihrcr übe , brüisig geworden , in ein Kloster verbannte .
drehler Herr geschildert , der viel von sich reden machen wolle , aber politisch eine Null sei . Daß die Tessiner Polizei einen Anschlag gegen ihn ausgeführt und ihn fo den Italienern in die Hand gespielt habe , sei ganz unrichtig , er sei ihr überhaupt immer sehr gleichgültig gewesen .