Bündner Nachrichten, 5 May 1887 IIIF issue link' 7l°chdr^°.ri«.'n FMüst0N [ARTICLE]

7 l ° chdr ^ ° . ri « . n FMüst 0 N

15 Kciernannsblui . Aus Briefen und mündlichen Mitlheilungen eines jungen Seemanns . Von B . Möllhausen .

„ Statt einer Antwort schwang ich mich wieder nach dem Stamm hinauf . Da wollt ich sitzen bis zum Morgen , aber Juan « rief mich neben fich . Sic reichte mir dic Hand und bat , ich möchte ihr zur Seite bleiben , sie beschützen um meines guten Kapitäns willen ; denn lieber wolle sie sterben , als dem Sohne ihres Onkels preisgegeben zu werden . Ich konnte nur antworten , daß der Weg zu ihr über meine Leiche gehe , daß sie unnöthig bange und forgc , und es nach Tll gesanbruch eine Kleinigkeit für mich , die Jolle anfzusindcn . Auch machte ich ihr klar , dllß , wcnn man uns auf der Hacienda vermisse , kein Mensch nns in dem Vinsenmoor suche , weil Niemand wisse , daß ich in einem Boot gekommen fei , wir daher weiter nichts verlören , als einc Ebbe und cine Fluthzeit , Dlls beruhigte sie und still lag sie da , Kopf und Schultern etwas erhöht , daß sie sich bequem und komfortabel

kann , ist der , Freude an unferer täglichen Arbelt zu haben . 2 . Der Lehrer darf mit keiner Leistung zusrieden sein , die den gestellten Anforderungen nicht ent spricht . Daran muß der Lehrer mit unerschütterlicher Beharrlichkeit festhalten , schon bei der Bildung der ersten Buchstaben . Wenn dic Schule den Schüler nicht zu der zwingenden Ueberzeugung bringt , daß Alles , was man zu thun hat , recht und gut gethan werden muß , so wird sie keine gesegneten Früchte für s Leben bringen . Die Sache ist nicht leicht . Sie fordert die ganze Energie des Lehrers . In diefer Forderung ist auch die eingeschlossen , daß jede Leistung des Schülers kontrolirt , jede gelöste Aufgabe durchgesehen und je nach Umständen angenommen oder zurückgewiesen werde . Eine Schule , in der diese strenge Rechenschaft vom Schüler nicht gefordert wird , ist keine Erziehungsanstalt . 3 . Man lehre auf einmal wenig und das Wenige gründlich .

Nur das Wissen bleibt , kräftigt , macht frei , erzieht , das des Schülers vollstes Eigenthum ist , über das er beliebig schalten und walten kann . Das oberflächliche , halbe Wissen macht fade Schwätzer , demoralisirt , schwächt , erzeugt eine Auflösung wie der sittlichen , so auch der intellektuellen Kräfte . Alfo übe der Lehrer , lasse darstellen , mündlich und schriftlich , bis das Wissen zum Können geworden , erst dann schreite er weiter . Solche Beharrlichkeit und Gründlichkeit gibt uns ganze Menschen . 4 . Der Unterricht befolge überall den Weg der Anschauung und der genetischen Entwicklung . Das heißt , man führe dem Schüler das Spezielle , den einzelnen Fall vor und veranlasse ihn , das zu Lernende zu suchen , zu finden und das Gefundene felbstthätig und klar auszusprechen . Das Wissen , das man blos gibt , anlehrt , bläht auf , macht satt , faul , unbescheiden . Aus einer Schule , wo der Lehrer nur dozirt , gehen dumme , abergläubische , denkscheue , das Wissen überschätzende Menschen hervor . Da ift eher ein Abrichten , denn ein Unterrichten , ein Anlernen , aber kein Entwickeln , kein Entsalten , lein Bilden .

Previous issue

Browse all issues of this publication

Next issue

Previous search result

Back to search result list

Next search result

Maximize / Unmaximize

Right-click on an article to see options menu

Enable QA mode

Start clip

Zoom in

Zoom out